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Private Label oder Lohnherstellung: Was ist besser für neue Kosmetikmarken?

Private Label oder Lohnherstellung: Was ist besser für neue Kosmetikmarken?

Eine Kosmetikmarke zu starten ist heute einfacher als früher – aber professionell zu skalieren ist deutlich anspruchsvoller geworden. Der Handel erwartet verlässliche Lieferfähigkeit, saubere Produktdokumentation und konstante Qualität. Gleichzeitig sind Trendzyklen kurz und Budgets gerade am Anfang begrenzt.

Deshalb ist die Frage Private Label oder Lohnherstellung/Auftragsfertigung keine reine „Produktionstheorie“. Sie bestimmt, wie schnell Sie launchen können, wie viel Kapital Sie binden, wie stark Sie sich differenzieren – und wie reibungslos Ihre Import- und Distributionsprozesse laufen.

In diesem Beitrag bekommen Sie einen praxisnahen Vergleich aus B2B-Sicht: für Distributoren, Importeure und Private-Label-Brandeigner, die fundiert entscheiden wollen – mit Blick auf MOQ, Time-to-Market, Qualitätssicherung, Dokumentation und langfristige Markenstrategie.

Begriffe, wie sie im DACH-Markt wirklich verwendet werden

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Begriffe zwar international geprägt, aber in Gesprächen mit Herstellern und Einkäufern haben sich typische Formulierungen etabliert:

  • Private Label: wird häufig genau so gesagt.
  • Lohnherstellung: gängige Branchenbezeichnung für „Contract Manufacturing“.
  • Auftragsfertigung: sehr nah an Lohnherstellung, klingt oft etwas formeller/industrieller.

Wichtig: Manche Anbieter nennen auch Private Label „Lohnherstellung“, obwohl nur Katalogrezepturen angeboten werden. Daher lohnt es sich, konkret nach dem Modell zu fragen (Katalog vs. kundenspezifische Rezeptur).

Was bedeutet Private Label in der Kosmetik?

Private Label bedeutet: Sie wählen eine bereits entwickelte, bewährte Rezeptur aus dem Portfolio eines Herstellers und bringen das Produkt unter Ihrer Marke in den Markt. Je nach Partner sind Anpassungen möglich (Duft, Farbe, Packaging, Etikett, teils kleine Rezepturmodifikationen).

Ein Private Label Kosmetikhersteller liefert typischerweise:

  • erprobte Rezepturen mit Produktionshistorie
  • Standardverpackungen (Flasche/Tiegel/Pumpe/Verschluss)
  • Unterstützung bei Artwork, Etiketten und Deklaration
  • schnellere Umsetzungszeiten und geringere Entwicklungsaufwände

Kurz: Sie starten mit einem bewährten System – und optimieren Differenzierung über Marke, Verpackung und Sortiment.

Was bedeutet Lohnherstellung/Auftragsfertigung in der Kosmetik?

Bei Lohnherstellung bzw. Auftragsfertigung wird nach Ihrem Briefing entwickelt und produziert – meist als kundenspezifische Rezeptur (Custom Formulation) oder als starke Modifikation einer Basis.

Ein Kosmetik Lohnhersteller arbeitet häufig mit:

  • R&D / Laborentwicklung und mehreren Musterrunden
  • Rohstoff-Sourcing (ggf. spezielle Wirkstoffe, Duftkompositionen)
  • Stabilitätsplanung und produktspezifischer Validierung
  • definierter Spezifikation (Geruch, Farbe, Viskosität, pH, Performance)
  • höheren Mindestmengen, längeren Timelines, mehr Projektmanagement

Das ist der Weg, wenn Sie ein „Signature-Produkt“ mit klarer Differenzierung bauen wollen.

Private Label vs. Lohnherstellung/Auftragsfertigung: Der ehrliche Vergleich

1) Time-to-Market: Wie schnell können Sie verkaufen?

Private Label ist fast immer schneller, weil Rezeptur und Prozesse bereits stehen.

  • Private Label: Musterfreigabe → Packaging/Label → Produktion
  • Lohnherstellung/Auftragsfertigung: Briefing → Entwicklung → Iterationen → Formula Lock → Produktion

Wenn Sie eine Listung, Saison oder einen Import-Zeitplan treffen müssen, ist Private Label oft die risikoärmere Route.

2) Investitionslogik: Wofür geben Sie zuerst Geld aus?

Der Unterschied ist nicht nur „teuer vs. günstig“, sondern wo Sie investieren:

Private Label bindet Budget vor allem in:

  • erste Warenbestände
  • Verpackung, Etiketten, Design
  • Markteintritt (Content, Vertrieb, Muster)

Lohnherstellung/Auftragsfertigung bindet Budget vor allem in:

  • Entwicklung, Muster, Projektzeit
  • ggf. zusätzliche Prüfungen/Validierung je nach Markt und Claims
  • Rohstoffe mit längeren Beschaffungszeiten
  • mehr Abstimmungs- und Entscheidungsaufwand

Für viele Start-ups ist Private Label deshalb sinnvoll, weil man schneller in Umsatz- und Feedbackschleifen kommt.

3) MOQ / Mindestbestellmenge: Was ist realistisch?

MOQs hängen stark von Produktkategorie und Verpackung ab – trotzdem gilt als Faustregel:

  • Private Label: meist zugänglichere Mindestbestellmengen, besonders bei Standardverpackung
  • Lohnherstellung/Auftragsfertigung: oft höhere MOQs, vor allem bei Spezialrohstoffen, kundenspezifischer Verpackung oder komplexen Systemen

Für Distributoren, die Märkte testen, ist MOQ-Flexibilität häufig ein entscheidender Vorteil.

4) Differenzierung: Wie „einzigartig“ wird Ihr Produkt?

Auftragsfertigung ist stärker, wenn Ihre Marke über Produktleistung und Sensorik differenziert:

  • besondere Textur (z. B. „rich but non-greasy“, schneller Einzug)
  • spezifische Wirkstoffkombination
  • klares Performance-Ziel (z. B. Anti-Frizz in hoher Luftfeuchtigkeit)
  • ein Hero-Produkt, das Wiederkauf treibt

Private Label ist stärker, wenn Ihre Differenzierung über Go-to-Market kommt:

  • Markenauftritt, Positionierung, Verpackungsdesign
  • Sortimentstiefe und Set-Logik (Routine-Sets, Bundles)
  • schneller Ausbau in mehreren Kategorien
  • Distribution und Verfügbarkeit

Praxisrealität: Gerade am Anfang wird „custom“ oft überschätzt. Viele Märkte belohnen zuerst Zuverlässigkeit, konsistente Qualität und sichtbare Ergebnisse.

5) Qualitätssicherung & Chargenkonstanz

Beide Modelle können hervorragend sein – aber die Fehlerquellen sind unterschiedlich.

Private Label – typische Risiken:

  • Rezeptur passt nicht zum Zielmarkt (Haartypen, Klima, Nutzungsgewohnheiten)
  • Verpackung passt nicht zur Viskosität (Pumpe verstopft, Leckage)
  • kleine Anpassung verändert Stabilität ungewollt

Lohnherstellung/Auftragsfertigung – typische Risiken:

  • neue Systeme sind stabilitätskritischer (Phasentrennung, Viskositätsdrift)
  • Rohstoffvariabilität bei Spezialingredienzien
  • Scale-up von Labor auf Produktion kann Sensorik verändern
  • fehlende, messbare Abnahmekriterien führen zu Diskussionen

Professionelle Partner arbeiten mit:

  • klaren Spezifikationen
  • In-Process-Kontrollen
  • Endkontrolle (QC) und Rückstellmustern
  • Chargenrückverfolgbarkeit (Batch Records)

6) Dokumentation & Export-Readiness (wichtig für Importeure)

Im B2B-Alltag entstehen Verzögerungen selten wegen „schlechter Produkte“, sondern wegen Dokumentationslücken, Etikettenproblemen oder Claims, die nicht sauber zum Zielmarkt passen.

  • Private Label: Dokumente sind oft schneller verfügbar, weil Produkte standardisiert sind
  • Lohnherstellung/Auftragsfertigung: Dokumentation steht erst richtig, wenn Formel + Verpackung + Claims final sind

Wenn Sie mehrere Länder bedienen oder mit großen Handelspartnern arbeiten, zählt ein Hersteller, der Dokumentation routiniert liefert.

7) Lieferfähigkeit & Nachbestellungen

Private Label ist häufig besser planbar, weil:

  • Rohstoff- und Verpackungskette etabliert ist
  • Prozesse schon viele Male gelaufen sind
  • Reorders routinierter ablaufen

Bei Auftragsfertigung kann die Lieferkette empfindlicher werden, wenn seltene Rohstoffe oder Sonderverpackungen im Spiel sind.

Für Distributoren ist das entscheidend: Nachbestellungen sind der wahre Stresstest, nicht der Erstauftrag.

Wann Private Label die bessere Wahl ist (für neue Marken)

Private Label passt besonders gut, wenn Sie schnell in den Markt möchten und das Risiko kontrollieren wollen.

Private Label ist ideal, wenn Sie:

  • einen Launchtermin halten müssen
  • mehrere SKUs schnell aufbauen wollen
  • mit begrenztem Budget starten und erst den Markt beweisen möchten
  • in einem neuen Land oder Kanal testen
  • eine verlässliche Basisqualität mit Wiederholbarkeit brauchen

Typische Einsatzfelder (B2B):

  • Hair Care (Shampoo, Conditioner, Maske, Leave-in): Performance wird sofort bewertet
  • Raumsprays: Duftprofil + Packaging + schnelle Verfügbarkeit zählen
  • Distributor-Sortimente: Sortimentstiefe und konstante Lieferung sind Schlüssel

Dezent eingeordnet: In solchen Setups kann ein erfahrener Private-Label-Partner wie DEL’LA SOFT besonders hilfreich sein – weil eingespielte Abläufe, konstante Qualität und exportorientiertes Arbeiten den Start erleichtern, ohne dass der Markenauftritt austauschbar wirken muss.

Wann Lohnherstellung/Auftragsfertigung besser ist

Lohnherstellung lohnt sich, wenn Sie Ihre Marke über echte Produkt-Signatur aufbauen wollen und die nötigen Ressourcen für Entwicklung mitbringen.

Auftragsfertigung ist sinnvoll, wenn Sie:

  • ein klares Hero-Produkt mit messbaren Zielen planen
  • eine eindeutige Produktstory über Wirkstoffe/Performance tragen können (compliance-konform)
  • Zeit für Iterationen und Optimierung haben
  • langfristig ein eigenes „Signature Feel“ etablieren wollen
  • höhere Mindestmengen wirtschaftlich absetzen können

Gerade bei Hautpflege kann Differenzierung stark wirken. TRUEDERM als Hautpflege-Marke steht genau für diesen Anspruch: Hautpflege-Käufer erwarten häufig weniger „Trend“, sondern klare Routinen, Verträglichkeit und verlässliche Performance.

Der Ansatz, den viele erfolgreiche Marken wählen: Hybrid statt Entweder-oder

In der Praxis ist oft ein Stufenmodell am stärksten:

  1. Private Label für schnellen Markteintritt und frühes Feedback
  2. Differenzierung über Packaging, Claims-Architektur, Routine-Sets
  3. Lohnherstellung/Auftragsfertigung für 1–2 Hero-SKUs, wenn Volumen da ist
  4. Private Label bleibt für „Support-SKUs“ (Basics, Ergänzungsprodukte)

So bleiben Sie flexibel, ohne die langfristige Markenstrategie zu opfern.

Wie wähle ich zwischen Private Label und Lohnherstellung? (Entscheidungs-Framework)

Wenn Sie eine klare Entscheidung brauchen, stellen Sie sich diese Fragen:

1) Was ist Ihr Wettbewerbsvorteil?

  • Speed, Sortiment, Distribution → Private Label
  • Signature-Performance, Premium-Differenzierung → Auftragsfertigung

2) Haben Sie ein belastbares Briefing?

Ein gutes Briefing enthält:

  • Zielgruppe (Haut-/Haartyp), Use Case, Klima
  • Benchmarks (Konkurrenzprodukte)
  • Sensorikziele (Finish, Slip, Einzug)
  • Duftprofil + Intensität
  • Zielpreis (EK/UVP) und Zielmärkte

Wenn das fehlt: Private Label ist oft der bessere Start.

3) Welcher Kanal ist geplant?

  • Import/Distribution: Doku + Lieferfähigkeit + MOQ → oft Private Label
  • DTC Premium: Differenzierung zählt → eher Auftragsfertigung

4) Wie viele SKUs starten Sie?

  • 1–2 Hero SKUs: Auftragsfertigung möglich
  • 6–12 SKUs: Private Label meist realistischer und schneller

5) Wie hoch ist Ihre Toleranz für Verzögerungen?

Auftragsfertigung ist ein Projekt. Wenn Delay Ihr Business gefährdet, ist Private Label die sichere Route.

Fragen an jeden Hersteller (Checkliste für B2B-Einkäufer)

Produktion & Qualität

  • Welche QC-Checks gibt es (Wareneingang, Prozess, Endkontrolle)?
  • Gibt es Rückstellmuster und wie lange?
  • Wie ist die Chargenrückverfolgbarkeit organisiert?
  • Welche Scale-up-Erfahrung gibt es in Ihrer Produktkategorie?

Dokumentation & Export

  • Welche Export-/Importdokumente liefern Sie standardmäßig?
  • Unterstützen Sie mehrsprachige Etiketten-Workflows?
  • Wie wird Claims- und Label-Alignment gehandhabt?

Kommerzielles

  • Mindestbestellmengen pro SKU und Packaging?
  • Lead Times (Erstauftrag vs. Nachbestellung)?
  • Wie lösen Sie Verpackungsengpässe (Alternativen/Substitute)?

Entwicklung (für Auftragsfertigung)

  • Wie viele Musterrunden sind realistisch?
  • Welche Tests empfehlen Sie vor Erstshipment?
  • Wie werden Rezeptur- und Nutzungsrechte geregelt?

Häufige Fehler neuer Marken (und wie Sie sie vermeiden)

Fehler 1: „Custom“ ohne klare Benchmarks

„Premium“ ist keine Spezifikation. Bringen Sie Referenzen und definieren Sie Ziele.

Fehler 2: Packaging-Probleme werden unterschätzt

Pumpe, Dichtung, Viskosität, Etikettenhaftung – das entscheidet oft über Reklamationen.

Fehler 3: Zu viele SKUs zu früh

Besser wenige Produkte mit hoher Nachbestellquote als ein zu breites Sortiment ohne Sell-through.

Fehler 4: Marktunterschiede ignorieren

Haartypen, Klima, Wasserhärte und Routinen beeinflussen Performance massiv.

Fehler 5: Dokumentation erst am Ende denken

Für Importeure ist Dokumentation Teil der Produktqualität. Früh planen, sauber umsetzen.

 

Fazit

Private Label ist meist der schnellste, risikoärmste Einstieg – besonders, wenn Sie Märkte testen, mehrere SKUs aufbauen und die Lieferkette planbar halten wollen.
Lohnherstellung/Auftragsfertigung ist ideal, wenn Sie Differenzierung über Rezeptur und Sensorik als Kern Ihrer Marke brauchen – und Entwicklung professionell managen können.
Ein Hybrid-Modell liefert oft die beste Balance aus Geschwindigkeit und langfristiger Markenstärke.

 

FAQs 

Was ist der Unterschied zwischen Private Label und Lohnherstellung?

Private Label nutzt bestehende Rezepturen aus dem Portfolio des Herstellers. Lohnherstellung/Auftragsfertigung entwickelt und produziert nach Ihrem individuellen Briefing.

Was ist besser für neue Kosmetikmarken: Private Label oder Auftragsfertigung?

Für einen schnellen, risikoärmeren Start ist Private Label oft besser. Für starke Differenzierung und langfristige Markenbindung ist Auftragsfertigung meist geeigneter.

Sind die Mindestbestellmengen bei Private Label niedriger?

Häufig ja, besonders bei Standardverpackungen. Bei Auftragsfertigung können MOQs höher sein, vor allem bei Spezialrohstoffen oder Sonderverpackungen.

Kann ich bei Private Label trotzdem individualisieren?

Ja – häufig über Packaging, Duft, Etikett und teils leichte Formulierungsanpassungen. Vollständig einzigartige Rezepturen sind eher Auftragsfertigung.

Worauf sollten Importeure bei der Herstellerwahl besonders achten?

Auf Dokumentation, Chargenrückverfolgbarkeit, QC-Prozesse, stabile Nachbestell-Lead-Times und einen sauberen Etiketten-/Claims-Workflow.

Wenn Sie gerade entscheiden, ob Private Label oder Lohnherstellung/Auftragsfertigung für Ihren Markt besser passt, lohnt sich ein kurzer Abgleich Ihrer Eckdaten (Zielland, Kanal, Kategorien, Zielpreis und Mengen). So vermeiden Sie typische Startfehler und planen von Anfang an lieferfähig.

DEL’LA SOFT unterstützt B2B-Partner als verlässlicher Private-Label-Hersteller – besonders im Hair-Care-Bereich – und TRUEDERM bringt Hautpflege-Erfahrung in die Sortiments- und Positionierungslogik ein. Teilen Sie uns Ihre Ziele, und wir skizzieren Ihnen den praktikabelsten Weg vom ersten Launch bis zur Skalierung.

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